Fotos: Rifail Ajdarpasic & Martin Sigmund
PRESSE | REVIEWS
“Genau so soll Oper sein: ein Gesamtkunstwerk aus Musik, Sprache und Bild, das über unsere Sinne den Intellekt erreicht. (…) Wo der Film beeindruckte, da schnürt einem die Oper fast die Luft ab. (…) Im Kammertheater erstrahlt Rifail Ajdarpasics Bühne im kalten Weiß der Psychiatrie, vorne lebt Sibels Familie auf einem schmalen Streifen dunkler Heimaterde, alle sind mit langen Hundeleinen an den Vater gebunden. Eine deutliche Farbsymbolik durchzieht die Geschichte von Sibel und Cahit ebenso wie weitere starke, oft surreale Bilder: die blanke Wand, gegen die beide immer wieder sinnlos anrennen, eine Loch mitten im Boden der Realität, in das vor allem Cahit immer wieder hineinstolpert, schwarze Flügel für die Toten. (…) Die ausdrucksvolle Bewegungssprache des Berliner Choreografen Kadir Memis wird zum integralen Bestandteil der brillanten Inszenierung. (…) Im Kammertheater wurde zehn Minuten lang gejubelt. Zurecht: Wenn es einen Weg gibt, die Generation I-Pod und die Multikulti-Migrantenkinder von heute für die ferne Kunstform Oper zu begeistern, dann diesen.” Esslinger Zeitung
“Die Oper "Gegen die Wand" konzentriert sich auf die innere Geschichte der beiden Hauptfiguren, erzählt sie allgemeingültiger und weniger an ein bestimmtes gesellschaftliches oder kulturelles Umfeld gebunden. Das jedoch tut sie in Neco Çeliks Inszenierung so berührend, dass es unter die Haut geht. Und obwohl sich der Abend in der Programmschiene Junge Oper in erster Linie an ein jugendliches Publikum richtet, was manchen vielleicht - allerdings zu Unrecht - auf einen weniger hohen künstlerischen Anspruch der Produktion schließen lassen mag, ist es ein großer Opernabend.” TAZ
“Die Oper nach dem Film fetzt. Rauschhafte Filmmusik, dramatische Opernklänge, zartes Geigenzupfen, orientalisches Flöten, türkische Rhythmen. Rimski-Korsakow, Ligeti, Ennio Morricone, Henze natürlich – die Musik von Ludwig Vollmer scheut sich nicht vor Zitaten und Übertreibung. Die Suche im reichen Fundus westlicher und östlicher Musik wird zum Prinzip. (…) Das Sehnsuchtslied der Sibel: „Ich will leben!“ ist eine hinreißende Beschwörung traditioneller türkischer Melodik, behutsam angereichert mit modernen Rhythmen und westlicher Musicalemphase – absolut hitverdächtig. (…) Sie singen deutsch, sie singen türkisch, es kann kein Happy End geben, weder in Istanbul, in das Sibel flüchtet, noch in Mersin, dem Ziel von Cahit. Das Scheitern ihrer Liebe ist Ausdruck ihrer Entwurzelung, sie finden keinen Ort, der sie vereint. Die anwesenden Schulklassen – und nicht nur sie – applaudierten frenetisch.” Der Tagesspiegel