Lohengrin - Rifail Ajdarpasic & Ariane Isabell Unfried

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Fotos: Rifail Ajdarpasic
PRESSE | REVIEWS
“Er sei nicht interessiert daran, Märchen zu erzählen, hatte Carlos Wagner vorab gesagt. Und schon beim Auftritt des blütenweißen Strahleritters Lohengrin - im Gegenlicht, gezogen von einem in Ketten gelegten Gottfried - zeigt sich, was er mit «Märchen» meint: Verblendung, die nicht als solche erkannt wird. Carlos Wagner versucht der Geschichte vom HeiIsbringer am Landestheater Coburg mit Skepsis zu begegnen, mit aufgeklärtem Blick. Er lässt alles, wie es ist. Er glaubt nur nicht daran. Sein Lohengrin ist kein Held, sondern ein selbst ernannter Messias. Ein Messias, der sich in dieser Pose sehr gut gefällt.
Der Regisseur knotet das Bedeutungsgeflecht der Oper komplett auseinander und bindet es neu zusammen, und, das ist das einzige Wunder in dieser Produktion: Es trägt auch so. Nur Elsa durchschaut das Spiel, und als sie - nach einer Beinahe-Vergewaltigung im Brautgemach - dann doch wissen will, was hinter der Breitbrüstigkeit ihres Gatten steckt, fällt der in sich zusammen. Als er schließlich zur Legitimation seiner Machtergreifung nicht mehr vorzuweisen hat als ein paar Verse, wendet sich auch das Volk gegen ihn. Die geheime Wunderkraft des Grals endet in Coburg nicht in dem Moment, in dem Lohengrin dieses Geheimnis preisgibt. Sie endet dann, wenn keiner mehr an sie glaubt. Was bleibt, ist der Machtanspruch eines Mannes mit Schwert.
Der Schauplatz der Handlung ist als Variation der Frage nach Macht und Machterhalt zu verstehen: Der Coburger «Lohengrin» spielt unter einer stilisierten Gerichts-Eiche, die auf einem enormen bürokratischen Apparat wächst. Der Bühnenraum ist vollgestellt mit Aktenbergen, die immer weiter wachsen, auch die Gralserzählung Lohengrins wird protokolliert.
Dass diese Deutung aufgeht, liegt auch an der Musik: Coburgs Generalmusikdirektor Roland Kluttig dirigiert eine schlanke, besonders im Vorspiel fast kammermusikalische Interpretation. Gleichzeitig sängerfreundlich und mit Mut zur Wucht. Man könnte sagen: Kluttig schafft erst das Wunder, das die Regie dann dekonstruiert. (...)“ Opernwelt

“Die verbotene Frage nach seinem Namen und seiner Herkunft beantwortet Lohengrin im dritten Akt, wie üblich. Nur gibt sich mit der Antwort diesmal keiner zufrieden.
Der Erzählung Lohengrins über die Gralsburg Monsalvat, die Gralsritter und die Taube, die alljährlich vom Himmel herabschwebt, um die Wunderkraft des Grals zu erneuern - dieser Erzählung hält Regisseur Carlos Wagner in seiner Deutung eine andere Frage entgegen, eine entwaffnende, sie lautet: Ja und?
Die Wunderkraft Lohengrins endet an diesem Abend nicht mit der verbotenen Frage. Sie endet dort, wo keiner an den Gralszauber glauben will. Weil dann die große Antwort zu einem kleinen Erklärungsversuch zusammenschnurrt, der, weil er nicht überprüfbar ist, dazu noch recht durchsichtig erscheint.
Der Gral zieht nicht, wenn man sich einig ist, dass es ihn nicht gibt. Was bleibt, ist der Machtanspruch eines Mannes mit Schwert.
Und deshalb ist der Lohengrin im Landestheater Coburg kein schwangezogener Heiland, sondern ein Despot, die Verbindung zwischen Elsa und Lohengrin fußt nicht auf Liebe, sondern Zwang, das unheilvolle Ende ist eine Befreiung, wenn auch keine glückliche. Der Schwan ist der grausam gefangene Gottfried, er kann einem leidtun. Weiß ist nicht weiß, schwarz nicht schwarz.
Die Coburger sind dem Regisseur auch gar nicht böse darum, dass er die romantisch genannte Oper Richard Wagners auseinanderknotet und neu wieder zusammenbindet. Denn so, wie er es macht, hält es bestens. (...)
Angelpunkt der Inszenierung freilich ist Daniel Kirch als Lohengrin, auf seinen Schultern ruht die Deutung, er ist es, der überzeugend sein muss, sonst kippt die Deutungsrichtung. Aber sie kippt ja nicht. Kirch gibt einen höchst menschlichen Lohengrin, am Anfang mit fühlbarem Willen zur Übermenschlichkeit, am Ende mit gebrochener Gestalt (...)“ Nordbayerischer Kurier

“Bravos, Trampeln, ausdauernder Beifall und dann - wohl zum allerersten Mal seit Bestehen des Landestheaters - kommen alle Orchestermusiker geschlossen auf die Bühne und holen sich ihre verdiente Würdigung ab: Sie zeigen sich dem begeisterten Publikum nach einer hochkonzentrierten "Lohengrin"-Glanzleistung mit allen Gesangs-Solisten im ausverkauften Haus. (...)
Regisseur Carlos Wagner beweist ein gutes Händchen in allen Massenszenen und schaltet eindrücklich-pantomimisch-eingefrorene Bilder über die Choristen in die Handlung. (...)
Das Bühnenbild mit hörsaalartig gestaffelten Sitzreihen (Rifail Ajdarpasic), in denen uniforme Bürokraten stereotype Arbeiten verrichten, zeigt ein monumentales Archiv, das nur in der Mitte aufreißt für die gleißende Ankunft der Lichtgestalt Lohengrins und seines Schwans. (...)
Das sollte sich niemand entgehen lassen.“ Neue Presse

“Viel gewagt und viel gewonnen. Reichlich Applaus gibt es für die mit Spannung erwartete „Lohengrin“-Produktion am Landestheater Coburg. (...)
Szenisch bietet dieser Coburger „Lohengrin“ einen durchaus interessanten Ansatz, der in vielen Situationen schlüssig und spannend umgesetzt ist, dennoch aber auch Fragen aufwirft und die dramaturgischen Fallstricke des Werkes sichtbar werden lässt. (...)
Seine „Lohengrin“- Deutung erzählt die Geschichte eines mit allen Mitteln geführten Machtkampfes. Intrige und Verleumdung, Einflüsterungen und finsteres Ränkespiel - alles, was zu einem zeitlos aktuellen Poker um politische Macht und Herrschaft gehört, wird in dieser Geschichte sichtbar. Damit holt Carlos Wagner diesen Lohengrin aus märchenhafter Vergangenheit mitten hinein in die Gegenwart. Mit dieser Grundsatzentscheidung löst er zugleich einige der heiklen dramaturgischen Probleme des Werkes. (...)
Das Einheits-Bühnenbild von Rifail Ajdarpasic mit aufsteigenden Sitzreihen, eingerahmt von hohen Regalreihen, die bis hinauf mit Kisten voller Akten gefüllt sind, entfaltet machtvolle Bildwirkung. (...)
Ein regelrechter Theatercoup ist Carlos Wagners Entscheidung, den Schwan tatsächlich als das zu zeigen, was er in dieser Geschichte sein soll - ein verwandelter, gefesselter Mensch. Mariusz Czochrowski verkörpert diesen menschlichen Schwan mit faszinierender Intensität und Ausdruckskraft.
Makellose Helden kennen nur einen Feind - die Langeweile. Makellos weiß gekleidet ist am Anfang Lohengrin, der Schwanenritter, in der Neuinszenierung von Wagners Oper am Landestheater. Doch langweilig ist dieser Held keineswegs.
Damit aber dürfte diese Coburger Produktion, die am Premierenabend reichlich Gäste sogar weit aus dem süddeutschen Raum anlockte, Interesse in der überregionalen Gemeinde der Wagner-Fans finden. (...)“ Coburger Tageblatt

“Es ist die reine Überwältigung. Und eine große Überraschung. (...) Dieser „Lohengrin“ ist ein Muss, hat musikalisch wie szenisch so viel zu sagen, dass mehrfache Besuche sich lohnen.
(...) Der Tänzer Mariusz Czochrowski verkörpert eine zentrale Regieidee. Der Schwan steht hier als Symbol für den entführten, missbrauchten und in eine Zwangsjacke gefesselten Bruder Elsas. (...) Der Schwan Gottfried schickt schon durch seinen ersten Auftritt so viele Fragen in den Raum, dass es einem in einem Stück, das vom Frageverbot dominiert wird, angst und bange werden kann.
Die Verortung der drei Akte im Einheitsbühnenbild von Rifail Ajdarpasic funktioniert schlagend gut. Der mit einer Tribüne, Rednerpult, Regalen und über 900 Aktenkartons bestückte, unterirdische Archivbunker führt in eine bedrohte und zerrüttete Gesellschaft, die sehnlichst auf einen Retter wartet. In den Raum ragen von oben die Wurzeln der Gerichtseiche, die nur noch durch ein Bewässerungssystem am Leben erhalten werden kann.
In dieser bedrückenden Unterwelt entfesselt der aus Caracas stammende, in London ausgebildete Regisseur Carlos Wagner ein präzise einstudiertes Psychodrama, das das Publikum von Beginn an in Bann zieht. Ihm gelingt, was im heutigen Regietheater eine Rarität ist: Seine Interpretation ist entschieden politisch, kritisch, brisant, lässt aber so viel Luft für die Magie, das Märchenhafte und vor allem die Musik, dass die sicher auch überraschenden, durch einige Striche unterstützten Botschaften unaufdringlich, gleichsam natürlich und nachhaltig über die Rampe kommen. (...)
Das alles wäre schon Anlass genug, um nach Coburg zu fahren. Aber es kommt noch besser: Dieser „Lohengrin“ ist auch ein Raumklangereignis. Immer wieder sorgen Einspielungen sowie Trompeter im Rang und vom Foyer her dafür, dass man im Auditorium das Gefühl hat, mitten in diesem berauschenden, Gänsehaut erzeugenden Wagnerklang zu sitzen. (...) Der Dirigent ist hörbar einig mit dem Regisseur, dass in der Brautnacht alles andere als Romantik angesagt ist, sondern in großem Schmerz enden muss.“ Richard-Wagner-Verband Bamberg (Blog Monika Beer)

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Wir sind ein international tätiges und in unserer kreativen Arbeit mehrfach ausgezeichnetes künstlerisches Team.
Unsere Ästhetik zeichnet sich vor allem durch eine zeitgenössische und inhaltlich geprägte Herangehensweise innerhalb der szenischen Künste aus, die dadurch zu sehr individuellen und unverwechselbaren Ergebnissen im künstlerischen Ausdruck führt. Die Kraft überzeugender Ideen.
Neben unseren gemeinsamen Projekten sind wir auch einzeln als Bühnenbildner und Kostümbildnerin tätig.

We are an internationally operating artistic team with multiple awards for our creative work.
Our esthetics is distinguished by a contemporary and content-focused approach within the scenic arts, which leads to highly individual and unique results in its artistic expression. The power of convincing ideas.
Beside our common projects we are also working separately as set designer and as costume designer.
STORY

Jede erzählenswerte Geschichte braucht Leidenschaft und Originalität.

Every story worth telling needs passion and originality.
© RIFAIL AJDARPASIC & ARIANE ISABELL UNFRIED
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